Theater-Tanz-Performance von Angelika Neumann (Schauspiel & Tanz) und Krisztina Horváth (Choreografie)
Krisztina Horváth und Angelika Neumann vom TanzTheaterEutin engagieren sich für die Wiederentdeckung fast vergessener Frauen aus Weltgeschichte und modernem Tanz. In ihrer neuesten Theater-Tanz-Performance entfalten bekannte Frauengestalten aus der Feder von Christine Brückner ihren Zorn und ihre rebellische Kraft. Angelika Neumann spielt und tanzt am 17. September um 17 Uhr im Kulturforum Schwimmhalle Schloss Plön eine Auswahl der charakterstarken Portraits in einer Choreografie von Krisztina Horváth.
Ungehaltene Reden ungehaltener Frauen
Die Autorin Christine Brückner gab in ihrem Buch „Wenn du geredet hättest Desdemona“ 1983 mit einer Erweiterung von 1996 berühmten Frauen aus Literatur, Mythen und Zeitgeschichte eine eigene fiktive Stimme. Die vierzehn Monologe fokussieren den Blick auf ihre Schicksale und schildern eine emanzipierte Sicht der Dinge. Angelika Neumann und Krisztina Horváth bringen eine Auswahl dieser sprachlich feinsinnigen, schalkhaften und rebellischen Frauenportraits zu Musik von Arvo Pärt, Giuseppe Verdi, Ludwig van Beethoven und anderen in einer Solo-Performance aus Schauspiel und Tanz auf die Bühne.
Die vielen Gesichter weiblicher Emanzipation
Eva Braun berichtet aufgewühlt von ihrer Hochzeit im Führerbunker und den Vorbereitungen zum gemeinsamen Selbstmord mit Adolf Hitler. Desdemona beschwört gegenüber dem mordlüsternen und vor Eifersucht wahnsinnigen Othello ihre gemeinsame Liebe herauf und erkennt im Angesicht des Todes die Falle, in die Jago seinen Feldherren manövriert hat. Effi Briest bricht mit Zurückhaltung und Schweigen, die ihr Gesellschaft und Familie aufzwingen, und verteidigt ihren Ehebruch mit dem Aufbegehren ihrer Lebenslust. Klytämnestra lässt ihrer Wut gegenüber Agamemnon freien Lauf und dreht den Spieß um, sie ermordet den Kriegshelden im Bad. Die Prostituierte Megara ruft die Frauen Athens auf, den jahrzehntelangen Krieg gegen Sparta mit weiblicher List zu beenden. Das Aufbegehren der Frauen hat bei Christine Brückner und in der Bearbeitung durch Angelika Neumann und Krisztina Horváth viele Gesichter. Das Werk beleuchtet den Stand der Frauen in den unterschiedlichen Gesellschaften von der Antike bis in die Bundesrepublik der 1990er Jahre. Sie alle sehen sich mit politischer und persönlicher Ohnmacht konfrontiert und revoltieren auf die ein oder andere Weise.
Krisztina Horváth und Angelika Neumann
Krisztina Horváth wurde 1947 in Budapest geboren und lebt seit 1970 in Deutschland. Sie arbeitete als Choreografin und Ballettdirektorin an vielen großen Opern- und Theaterhäusern unter anderem in Kassel, Freiburg und Düsseldorf. Beim Tanzforum Köln erlebte sie in den 1970er Jahren den Beginn des deutschen Tanztheaters unter Federführung von Kurt Joos und hat seitdem viele Choreografien herausgebracht. 1996 gründete sie das TanzTheaterEutin. Angelika Neumann wurde 1969 in Hamburg geboren und absolvierte dort die Ausbildung zur Schauspielerin. Nach vielfältigen Engagements in Deutschland und Nordeuropa arbeitet sie seit 2017 eng mit der Choreografin Krisztina Horváth und dem TanzTheaterEutin zusammen. Gemeinsam erforschen sie die spielerische Verbindung von Text, Musik und Tanz und orientieren sich an Künstlerinnen wie Valeska Gert und Pina Bausch. Angelika Neumann und Krisztina Horváth sind Teil des Tanz und Performance Netzwerks Schleswig-Holstein „TuP.SH“. Die Theater-Tanz-Performance „Desdemona und ihre Schwestern“ ist ihre neueste gemeinsame Produktion.