© Solvin Zankl

Die Gebänderte Prachtlibelle

Naturpark-Tier 2007

An warmen Sommertagen sieht man am Röhricht der Ufer unserer Bäche und Flüsse den gaukelnden Flug dunkelblauer Libellen. Sie flattern mit langsam klappenden, dunklen Flügeln etwas unbeholfen wirkend herum. Hin und wieder aber fliegt eines der Tiere in horizontalem Kurvenflug unmittelbar über der Wasseroberfläche. Dabei bewegt es die Flügel eigenartig schwirrend, so dass diese nur noch schemenhaft wie ein dunkler Hauch erscheinen. Schaut man genauer hin, so sieht man, dass der Körper der prachtvollen Tiere von lebhaftem, blauem Metallglanz ist. Es sind die Männchen der relativ häufig vorkommenden Gebänderten Prachtlibelle. Die Weibchen dieser Libellenart sind hingegen metallisch grün, und ihnen fehlt die prachtvolle Flügelfärbung.

© ©VDN-Fotoportal/Sven Damerow

Erstaunliches Objekt der Verhaltensforschung

Die Prachtlibellen zählen zu den Tierarten, deren Verhalten am genauesten erforscht ist. Zunächst waren die Wissenschaftler überrascht: Die Männchen fliegen in auffälliger Weise herum, weil sie Reviere (Territorien) haben!  Dies war zum Zeitpunkt der Entdeckung – im Jahr 1973 –eine Sensation, denn die Verhaltensforschung von Konrad Lorenz hatte sich zunächst fast nur mit Wirbeltieren wie Vögeln und Süßwasserfischen auseinandergesetzt, so dass man ausschließlich den hoch entwickelten Wirbeltieren derartig differenziertes Verhalten zutraute. Bevor ein junges Prachtlibellenmännchen, das sich frisch aus der Larve verwandelt hat, ein Revier erobern und verteidigen kann, muss es erst einmal ausreifen.  Diese Reifezeit der jungen Prachtlibellen dauert 10 Tage und wird an Waldrändern und Knicks in der Nähe ihres Heimatgewässers verbracht, wo sie kleine Insekten jagen. Diese Details über das Leben der Tiere weiß man, da Libellenforscher die einzelnen Tiere ganzer Populationen individuell markiert haben und damit viele Tiere über lange Phasen ihres Lebens beobachten und jedes Detail davon registrieren konnten.

Akrobatische Superlative

Hochgeschwindigkeits-Filmaufnahmen der Prachtlibellen zeigten, daß auch diese Libellen entgegen dem ersten Eindruck Tiere der Superlative sind. Sie können ihre Flügel in geradezu atemberaubender Variabilität bewegen und so verschiedenartigste Flugmanöver mit großer Geschwindigkeit durchführen. Ein einfaches Beispiel für diese außergewöhnliche Fähigkeit ist, daß sie einen einzelnen Flügel stillstehen lassen können, während sie die anderen drei bewegen, etwa bei einem schnellen Kurvenflug. Anders als die Libellen haben im gesamten Tierreich gute Flieger in der Regel nur zwei funktionelle Flügel. Lediglich die Libellen haben aus der Not der über 350 Millionen Jahre alten, „vorsintflutlichen“ Ausstattung mit vier gleichgroßen Flügeln eine Tugend gemacht: Sie zählen zu den gewandtesten Fliegern des Tierreiches, und das trifft selbst auf unsere zunächst so unbeholfen wirkenden Prachtlibellen zu.

© Solvin Zankl

Aufteilung in Territorien

Sind die jungen Männchen schließlich zu voller Stärke und Fluggewandtheit herangereift, versuchen sie, ein Revier (Territorium) zu besetzen. Jetzt haben sie die prächtige, metallische Färbung in ihrer vollen Schönheit erlangt. Die Reviere enthalten in ihrem Zentrum einen Eiablageplatz, meist eine flutende Tauchblattpflanze, wie etwa ein Exemplar des Laichkrautes Potamogeton perfoliatus. Oft sind sie durch Geländemarken wie Büsche von der Umgebung abgegrenzt. Über weite Strecken sind die Ufer unserer Fließgewässer im Sommer in solche Prachtlibellen-Reviere aufgeteilt, was wir erst bei genauer Beobachtung der Tiere erkennen können.

Mit Balz und Zangen zum Paarungsrad

Erscheint ein Weibchen im Revier, so beginnt der Revierbesitzer, es anzubalzen. Das Männchen fliegt ihm in einem wiederum auffallenden Schwirrflug, dem „Vorflug“, entgegen, bei dem es seine Flügelfärbung zur Schau stellt. Bleibt das Weibchen danach ruhig sitzen, ohne drohend die Flügel zu öffnen, kann sich das Männchen auf die spitzen von dessen nach oben weisenden, zusammengeklappten Flügeln setzen. Anschließend läuft es auf dem Vorderrand der Flügel des Weibchens bis zu dessen Kopf herunter, und verankert seine Hinterleibszangen am „Hals“ des Weibchens! Jetzt bilden beide die für alle Libellen typische „Paarungskette“: Das Männchen hat sein Weibchen im Schlepptau. Das Weibchen biegt dann seinen Hinterleib nach vorn, um das Hinterende mit dem Samenübertragungsapparat des Männchens in Kontakt zu bringen: Die Tiere bilden ein herzförmiges „Paarungsrad“, ebenfalls eine Besonderheit, die bei allen Libellen zu finden ist.

Mit Schlusslicht zur Eiablage

Spätestens im Anschluss daran zeigt das Männchen seiner Partnerin, wo der Eiablageplatz ist. Bei diesem „Zeigeflug“ schwirrt es wiederum schnell mit seinen Flügeln, klappt dabei aber sein Hinterleibsende weit nach oben, um dem Weibchen einen gelblichen Fleck an der Unterseite zu zeigen, das „Schlusslicht“. Dann lässt sich das Männchen auf der Wasseroberfläche am Eiablageplatz nieder und präsentiert dort erneut das Schlusslicht. Wenn das Weibchen dann die Eier einzeln in die dafür vorgesehene Wasserpflanze einsticht, wird es vom darüber fliegenden Männchen überwacht.

Wo gibt es diese faszinierenden Tiere im Naturpark?

Im Naturpark Holsteinische Schweiz ist die Gebänderte Prachtlibelle an verschiedenen Orten bereits beobachtet worden oder zu erwarten. Sie ist eine reine Fließwasserlibelle, deren räuberische Larven in sommerwarmen, besonnten Bachabschnitten z.B. der Schwentine, der Kossau und der Tensfelder Au, zu finden sind. Ihre Beute fängt sie mit der zur Fangmaske umgebildeten Unterlippe.  Diese kann sie hervorschnellen und die Beute damit packen. Die erwachsenen Tiere fliegen im Zeitraum Mai bis September an unseren Wasserläufen.

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.