© Andreas Schüring

Der Uhu

Naturpark-Tier 2012

Keine andere Eule ist so groß wie der Europäische Uhu. Mit einer Flügelspannweite von bis zu 180 Zentimetern, einer Körpergröße von ca. 70 Zentimetern und einem dicken Kopf gleitet der 2-3 kg schwere Uhu erstaunlich lautlos durch die Nacht.  Das Geheimnis dieser Fähigkeit liegt in der Beschaffenheit der Schwingen, die an der Oberseite samtartig aufgeraut sind und deren äußere Handschwingen noch eine borstige Sägekante besitzen. Trotz seiner massigen Gestalt ist er durch sein unauffällig in hellen und dunklen Brauntönen gemustertes Federkleid gut getarnt. Nur seine großen bernsteinfarbenen Augen leuchten. Seine acht Zentimeter langen „Federohren“, die er je nach Stimmung steil aufgerichtet oder angelegt hat, sowie seine stark befiederten Beine sind ebenso charakteristisch.

Er ruft seinen Namen

Der weittragende zweisilbige Balzruf "U-hu" oder „Buhoo“ des Männchens, führte sowohl zu seinem deutschen Namen als auch zu seiner lateinischen Gattungs- und Artbezeichnung "Bubo". Im Volksmund nennt man ihn auch „Bubu“ oder „Schuhu“. Im Altertum fürchtete man seinen Ruf, da eine Begegnung mit ihm als schlechtes Vorzeichen galt.

Aber nicht nur das Uhu-Männchen „meldet sich zu Wort“. Das Weibchen stößt bei der Balz ein helleres "uhju" aus und zum weiteren Lautrepertoire gehören auch Warnrufe („gräck“, Schnabelknappen), Bettelrufe der Jungen (heiseres Schnarren) und ein Keckern bei der Nahrungsübergabe des Männchens an das Weibchen.

Wusstest du schon, dass…

  • der Uhu früher zur Jagd auf Krähen und Greifvögel eingesetzt wurde? Der Uhu wurde dazu auf einen Pfahl gesetzt und die herbeikommenden Vögel, die den Uhu vergrämen wollten, wurden versteckt aus einer „Hütte“ abgeschossen (=“Hüttenjagd“).          Diese Jagdform ist heute verboten.
  • ein Uhu über 27 Jahre alt werden kann?
  • das Weibchen deutlich größer ist als das Männchen?
  • das Männchen das Revier aussucht und das Weibchen meist den Brutplatz?

Anpassungsfähig

Während der Uhu in Mitteleuropa überwiegend Felsbrüter ist, richtete er sich in Schleswig-Holstein auf die dortigen Standortbedingungen ein. Er gibt sich mit Mulden in  Kiesgruben, mit Horsten anderer Vögel wie von Kolkraben, Habichten, Graureihern oder gar mit dem nackten Boden im Wald als Brutplatz zufrieden. Selbst Hochsitze können Nistplätze von Uhus sein.

© Naturfotografie_Hannes Bonzheim

Ein Totgeglaubter im Aufwind

Der Uhu ist in Mitteleuropa ein seltener Brutvogel. In Schleswig-Holstein war er um 1830 durch die intensive Verfolgung des Menschen ausgerottet. Die heutigen Uhu-Vorkommen gehen auf ein Wiederansiedlungsprojekt von 1981 bis 2002 zurück, das, unterstützt von der Landesregierung, durch den Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Holstein e.V. durchgeführt wurde. Innerhalb von 21 Jahren wurden über 600 in Gefangenschaft gezüchtete Uhus ausgewildert. Seit 1984 ist der Uhu wieder Brutvogel in Schleswig-Holstein.

Ein abwechslungsreicher Mix aus bewaldeten und offenen Landschaften, oft in der Nähe von Gewässern, wird von ihm bevorzugt. Heute gibt es wieder in allen Landesteilen Schleswig-Holsteins Brutnachweise. Im Jahr 2019 wurden 18 Brutpaare im Naturpark Holsteinische Schweiz und unmittelbarer Umgebung gesichtet und bundeslandweit ist für 2019 die Zahl von 181 Revierpaaren gesichert.

Da aber nicht alle Revierpaare bekannt werden, ist deren Zahl vermutlich wesentlich größer und könnte ca. 400 Paare zählen. Schleswig-Holstein ist in jedem Fall das Uhu-reichste Bundesland und eine der am dichtesten von ihnen besiedelten Regionen Mitteleuropas.

 

 

Treu und zärtlich zu Partner und Nachwuchs

Im Herbst beginnt die Balz und die eindringlichen Revierrufe sind kilometerweit zu hören. Uhu-Partner sind sich oft lebenslang treu. Sie beginnen ihre Brut im Februar oder März. Während der Brut und der anschließenden Jungenaufzucht gibt es eine klare Aufgabenteilung: Das Männchen schafft die Nahrung für die Familie heran und das Weibchen umsorgt den Nachwuchs. Nach ca. 5 Wochen schlüpfen aus den 2-5 rein weißen Eiern die weißen Flauschbälle.  Die Uhu-Eltern kümmern sich fast fünf Monate liebevoll um ihren Nachwuchs. Die Kleinen bekommen von Ihren Eltern so ziemlich alles was diese auch selbst fressen. Die Beute, die die Kleinen nicht am Stück schlucken können, wird von den Eltern anfangs portionsgerecht zerkleinert. Nach und nach lernt der Nachwuchs, dies auch selbst zu übernehmen.

Lange Lehrzeit

Im Alter von ca. einem Monat werden die Kleinen bereits unternehmungslustig und turnen durch die nähere Umgebung. Mit ca. 2 Monaten werden sie flugfähig. Die Mutter bleibt dabei immer mindestens in Rufkontakt. Nach ihrer langen Lehrzeit wandern die Jung-Uhus im August im Mittel 80 km weit ab. Die Eltern bleiben in der Regel ihrem Brutstandort treu. Die Jungtiere werden mit einem Jahr bereits geschlechtsreif, jedoch brüten sie meistens erst in einem Alter von drei Jahren erfolgreich.

 

Flexibel in der Nahrungswahl

Durch seine große Flexibilität in der Nahrungswahl hat der Uhu es leichter als manch andere Eule in Schleswig-Holstein. Je nach Verfügbarkeit frisst er alle Tiere ab Mausgröße bis zu seiner eigenen Körpergröße. Bis zu drei Kilo schwere Beute kann er in seinen Horst schleppen. Neben Mäusen, Ratten, Kaninchen und Igeln, gehören in Schleswig-Holstein unter anderem auch rastende Ringeltauben, Saatkrähen und Wasservögel zum Beutespektrum. Seine Beute ortet er sowohl aus dem Pirschflug als auch aus dem Ansitz heraus. Er greift sie mit den Klauen und tötet sie mit dem Schnabel. Während er kleine Tiere in einem Stück verschlingt, zerlegt er größere in schnabelgerechte Portionen.  Alles was nicht verdaut werden kann, wird in ca. 7 cm langen und ca. 3 cm dicken Gewöllen wieder hervor gewürgt.

Fürs Essen ganz Auge und Ohr

Seinem guten Seh- und Gehörsinn entgeht kaum eine Beute. Seine Augen sind im Verhältnis zum Kopf sehr groß und die Pupillen können sich fast bis zur vollständigen Augenöffnung vergrößern. Dadurch kann er auch bei schwachem Licht noch sehr gut sehen. Jedoch ist sein wichtigster Sinn zum Jagen das Gehör. Er kann das leiseste Rascheln oder Piepsen lokalisieren. Seine äußeren Gehörgänge liegen wie bei allen Eulen knapp unter dem äußeren Augenrand. Sie sind nicht sichtbar, da sie durch die Federn des Schleiers verdeckt werden. Seine auffälligen „Federohren“ hingegen haben keine Hörfunktion.

Lausche dem klassischen Ruf des Uhu-Männchens

00:00
© Naturfotografie_Hannes Bonzheim

Er hat nur den Mensch zu fürchten

Obwohl der Uhu keine natürlichen Feinde hat und der Uhu-Bestand sich in Schleswig-Holstein wieder stabilisiert hat, gilt er als besonders schutzbedürftig.  Die vergangenen Jahre zeigen, dass viele Uhus durch Stromleitungen sowie Bahn- und Straßenverkehr sterben. Zudem reagiert er gegenüber Störungen am Brutplatz meist sehr empfindlich. Zusätzlich ist es für den Eulenbestand in Schleswig-Holstein besorgniserregend, dass zunehmend Grünland umgebrochen wird, um Maisanbauflächen zu vergrößern. Durch die hohen Maispflanzen kommen Eulen nicht mehr an die Mäuse in der offenen Landschaft heran, die eine wichtige Nahrungsgrundlage darstellen.

 

Der Landesverband Eulen-Schutz e.V.

Der Verband wurde 1981 zum Schutz unserer heimischen Eulen gegründet und begann mit dem Wiederansiedlungsprogramm für den Uhu. Er führt mit Unterstützung der schleswig-holsteinischen Landesregierung Artenschutzprogramme für Uhu, Raufußkauz, Sperlingskauz, Steinkauz und Schleiereule durch.

Damit trägt der Landesverband Eulen-Schutz in Schleswig-Holstein ganz wesentlich zur Erfüllung der Verpflichtungen bei, die sich aus den europäischen Naturschutzrichtlinien ergeben.

Sofern Sie Eulen im Land beobachten und einen Brutverdacht haben, freut sich der Landesverband über eine kurze Mitteilung. Wichtig sind dabei vor allem Angaben zur Art, Anzahl beobachteter Exemplare, Sichtungsort (ggf. mit Kopie eines Kartenausschnitts) sowie zum Sichtungsdatum. Kontakte zu den einzelnen Artenbetreuern und mehr finden Sie unter: www.eulen.de

Sie benutzen offenbar den Internet Explorer von Microsoft als Webbrowser, um sich unsere Internetseite anzusehen.

Aus Gründen der Funktionalität und Sicherheit empfehlen wir dringend, einen aktuellen Webbrowser wie Firefox, Chrome, Safari, Opera oder Edge zu nutzen. Der Internet Explorer zeigt nicht alle Inhalte unserer Internetseite korrekt an und bietet nicht alle ihre Funktionen.