© Solvin Zankl

Die Maräne

Naturpark-Tier 2013

Unsere Maränen sind lachsartige Fische, oder genauer: Sie gehören zu den Coregonen. Auffällige Merkmale dieser Gattung sind ihre kleine Fettflosse zwischen Rücken- und Schwanzflosse und die nach vorne zugespitzte Pupille.  Die eigenartige Pupille ist auch namensgebend, denn der wissenschaftliche Gattungsname „Coregonus“ kommt aus dem Griechischen und bedeutet „Winkelpupille“.  Die Coregonen sind eine formenreiche Gruppe und besiedeln Seen, Flüsse und Meere der nördlichen Erdhalbkugel.

Plöner Promi forschte an Maränen

Schon der bekannte Forscher und Direktor der damaligen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft für Hydrobiologie in Plön (später bekannt als „Max-Planck-Institut für Limnologie“) August Friedrich Thienemann (1882-1960) stellte bei Untersuchungen des Erscheinungsbildes von Maränen aus verschiedenen Seen unterschiedlichster Regionen fest: „Keine Tiergruppe bringt den Systematiker mehr zur Verzweiflung wie die Coregonen…“.  Äußerlichkeiten wie z. B. Körpergrößen, Kopfbreiten, Form des Mundes sowie die Zahl der Schuppen scheinen, wie es auch Umsiedlungsversuche zeigten, durch Umwelteinflüsse innerhalb einer Art veränderlich zu sein. Lediglich bestimmte Merkmale der Kiemen fand er wenig variabel.

Geheime Identität

Trotz jahrzehntelanger Untersuchungen sieht man nicht auf einen Blick, welche Coregonen-Art einem gerade serviert wird. Gentests brachten bereits mehr Licht ins Dunkel der Coregonenvielfalt, jedoch gilt ihre systematische  Einteilung noch nicht als abgeschlossen. Was mit zur Verwirrung beitrug, war die Tatsache, dass man aus wirtschaftlichem Interesse früh damit begann, Coregonen oft über Ländergrenzen und gelegentlich über Kontinente hinweg auszutauschen. So gibt es z. B. auch in unserem Naturpark Hinweise, dass Große Maränen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts aus dem Peipussee (an der Grenze zwischen Estland und Russland) und aus Angerburg in Masuren in verschiedenen Seen bei Plön eingesetzt wurden.

Ein Fisch mit vielen Namen

Selbst heute noch besetzt man unsere Seen zum Teil mit Maränen aus anderen Regionen. Die eingeführten „Neulinge“ erhalten seit Alters her die regionstypischen Namen für die Coregonen, die ihnen am meisten ähneln. So kann dieselbe Fischart, die hier Kleine Maräne heißt, woanders auch als Zwergmaräne, Kaisermaräne, Mairenke oder  Zollfisch bezeichnet werden und Große Maränen z. B. als Felchen oder Renken gehandelt werden.

© Solvin Zankl

Die Kleine & die Große Maräne im Naturpark Holsteinische Schweiz

Die Kleine Maräne ist die am weitesten verbreitete Coregone in Norddeutschland und gilt im  Naturparkbereich in 5  Seen als heimisch: im Selenter See, im Dieksee, im Behler See, im Großen Plöner See und im Trammer See. Zahlreiche andere Seen wurden oder werden noch immer mit ihr besetzt. Sie hat einen heringsähnlichen Körper, wird ca. 15-30 cm groß und durchschnittlich 2-4 Jahre alt, ihr Rücken schillert im Licht dunkelblau bis grünlich, während die Flanken und der Bauch silbrig aussehen. Man kann sie bei uns von noch nicht ausgewachsenen Großen Maränen dadurch unterscheiden, dass ihr Unterkiefer etwas vorsteht (sog. „oberständiges“ Maul).

 „Große“ Maräne ist ein Sammelbegriff für verschiedene Arten. Historisch sind große Maränen im Naturpark Holsteinische Schweiz nur aus dem Selenter See und dem Großen Plöner See bekannt. Im Selenter See lebte eine Große Maräne, die sich dadurch auszeichnete, dass sie sich überwiegend am Gewässerboden aufhielt und sich von Bodenorganismen wie z. B. Zuckmücken und Erbsenmuscheln ernährte. Man nennt sie Coregonus holsatus. Nach den bisherigen Kenntnissen war diese heute stark gefährdete Art ursprünglich nur im Selenter See und im Schaalsee verbreitet. Dort ist sie jedoch heute verschollen und kommt nur noch im Drewitzer See in Mecklenburg-Vorpommern vor. Mittlerweile sind Große Maränen durch Besatzmaßnahmen in vielen Seen zu finden.

Fischergold

Die Maräne ist die Nr.1-Fisch-Delikatesse! Sie wird nur selten geangelt, sondern von den Fischern in Stellnetzen gefangen. Dazu wird in der Freiwasserzone, wo sich ihre Nahrung aufhält, ein Netz wie ein Vorhang gespannt. Die Fische, die dagegen schwimmen, bleiben meistens mit ihrem Kiemenansatz in den Maschen hängen. Nach einem gelungenen Fang heißt es dann stundenlang vorsichtig den Fang aus dem Netz pulen, da die Maräne sonst wie der Fischer sagt „stirbt“ bzw. schnell zerfällt. Ihr zartes, vitamin- und fetthaltiges Fleisch hat bereits bei so manchem Feinschmecker Suchtgelüste ausgelöst. Hauptfangsaison ist von Mitte Mai bis Ende September. Beziehen kann man Maränen direkt beim Fischer  oder als leckeres Gericht in vielen Restaurants der Region.

 

 

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Gegenstand der Evolutionsforschung

Schlummert bei uns bereits eine neue Maränenart, die noch auf ihre Entdeckung wartet? In gleich zwei Seen in Norddeutschland (MVP und Brandenburg) entdeckte man, dass sich unabhängig voneinander  bei der Kleinen Maräne in der evolutiv sehr kurzen Zeit von nicht einmal ca. 12.000 Jahren, zwei neue Arten herausgebildet haben.  Die beiden neuen Arten ähneln sich in Verhaltensweisen, z. B. dass sie sich überwiegend in größerer Tiefe aufhalten als die jeweilige Ursprungsart und im Gegensatz zum genetischen Ursprung nicht im Herbst sondern im Frühjahr laichen. Neben körperlichen Gemeinsamkeiten  weisen die zwei neuen Arten auch deutliche Unterschiede auf, was auf unterschiedliche Selektionsvorgänge in den zwei Seen hinweist.

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