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Die Wasserspitzmaus

Naturpark-Tier 2015

Die scheue Wasserspitzmaus ist mit ca. 14 cm Gesamtlänge (Schnauzenspitze bis Schwanzende) die größte Spitzmaus in Europa. Charakteristisch ist ihr schwarzes samtartiges Rückenfell, ein Borstenkiel auf der Schwanzunterseite und Borstenhaare an den Füßen. Die Bauchunterseite ist meist weißsilbrig kann aber auch anders gefärbt sein. Typisch ist ein weißer Fellfleck in der Nähe des Auges. Ihre Zähne sind wie bei auch einigen anderen Spitzmausarten nicht weiß, sondern durch Eiseneinlagerungen rot-gelblich gefärbt. Die flinke Wasserspitzmaus ist eine gute Schwimmerin und taucht bis zu ca. zwei Meter tief. Sie überrascht dabei mit besonderen Anpassungstricks.

In den meisten Teilen Europas kommt die Wasserspitzmaus in naturnahen Uferbereichen an sauberen Gewässern in Waldnähe vor. Sie kann jedoch auch in nassen Wiesen oder gar auf Feldern angetroffen werden. Der Naturpark Holsteinische Schweiz bietet ihr mit seinem Gewässer- und Waldreichtum beste Voraussetzungen. Ihr Eigenheim setzt sich aus einem trockenen, weich ausgepolsterten Hauptnest, kleineren Nebennestern, sowie mehreren Zugängen zusammen. Oft hat mindestens einer der Zugänge Verbindung zum Wasser und ist geflutet. Ihre Behausung übernimmt sie bei Gelegenheit von anderen Kleinsäugern oder gräbt sie mit Hilfe ihrer Vorderpfoten und Zähne selber.

Ein Neopren aus Fell und Luft

Es mutet fast an wie Zauberei wenn die Wasserspitzmaus nach ihren Tauchgängen aus dem Wasser trocken herausschlüpft. Des Rätsels Lösung: Die dicht stehenden Pelzhaare sind nicht glatt. Ihre Haare sind durch ihren H-förmigen Querschnitt und einer zusätzlichen feinen Zähnelung in der Lage, Luft so festzuhalten, dass sie auch unter Wasser anhaftet. Im Wasser umgibt sie so eine silbrige Isolationsschicht.

Schwimmhäute aus Borsten

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Zur weiteren Tauchausrüstung gehören die steifen Borstensäume an den Füßen. Diese sind abspreizbar und können ähnlich wie Schwimmhäute den Vortrieb beim Paddeln vergrößern.
Eine weitere Borstenkante, die im Alter durch Abnutzung fehlen kann, hat die Wasserspitzmaus an der Schwanzunterseite. Man nimmt an, dass diese eine Bedeutung für die Steuerung hat.

Giftiger Biss

Kleine Wassertiere stellen mindestens ein Drittel der Beute der Wasserspitzmaus. Die Wasserspitzmaus kann dabei Tiere bis zu ihrer eigenen Körpergröße, wie z. B. einen kleinen Fisch oder Frosch überwältigen!  Dies kann sie nur mit einer bei den heimischen Säugetieren einzigartigen Einrichtung: Ihre Speicheldrüse produziert ein lähmendes, für den Menschen aber harmloses Gift, das bei einem Biss auf die Beute übertragen wird.

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Kickboxen und Imponiergeschrei

Normal gehen sich Wasserspitzmäuse aus dem Weg. Begegnen sie sich dann doch einmal, so sind sie oft tolerant zueinander, jedoch kann es auch zu harten Auseinandersetzungen kommen. Besonders aggressiv verteidigen Weibchen mit Jungen ihre Reviere. Die Kämpfe sind sehr eindrucksvoll: Die kleinen Pelzkugeln richten sich gegeneinander auf, peitschen mit ihren Schwänzen, blecken ihre Zähne und geben beeindruckend laute, schrille Schreie aus ihren weit aufgerissenen Mündern von sich um den Gegner einzuschüchtern. Beim Angriff springen sie dann den Gegner oft aufrecht an und versuchen ihm mit den Hinter- und Vorderpfoten gekonnt kräftige Tritte und Schläge zu verpassen.

 

Wusstest du schon, dass…

...Spitzmäuse keine echten Mäuse sind? Sie sind z.B. vielmehr mit dem Maulwurf verwandt.
...Spitzmäuse durch ein Sekret moschusartig riechen und streng schmecken sollen? Deshalb fressen z.B. Katzen gefangene Spitzmäuse nicht.
...weggeworfene Flaschen am Wegesrand für viele Kleinsäuger und insbesondere für Spitzmäuse tödliche Fallen sind? Die Spitzmäuse werden durch sich darin ansammelnde Insekten angelockt und kommen aus dem glatten Gefängnis oft nicht mehr hinaus.

Stoffwechsel im Turbogang

Der Stoffwechsel einer Wasserspitzmaus arbeitet im Turbogang. Ihr Herz schlägt ca. 10 mal so schnell wie bei einem erwachsenen Menschen und ihre Körpertemperatur liegt bei heißen 39°C!  Dazu kommt, dass sie wie alle kleinen Tiere eine ungünstig große Körperoberfläche im Verhältnis zum Körpervolumen hat. Das führt zu stetig großen Wärmeverlusten. So muss sie täglich mindestens die Hälfte ihres eigenen Körpergewichtes fressen um diesen hohen Energiebedarf zu decken. Sie bevorzugt deshalb größere Beute von bis zu Streichholzlänge. Ansonsten gilt: Alles was leicht erreichbar ist, wird verspeist wie z.B. Schnecken, Asseln, Insekten, Regenwürmer Egel, Muscheln, Krebse, kleine Fische und Amphibien.

 

 

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Ein Leben im Schnelldurchlauf

Den Preis für ihren hohen Stoffwechsel zahlt die Wasserspitzmaus mit einer kurzen Lebenserwartung von ca. 1,5 Jahren. In dieser Zeit bekommt sie von Frühjahr bis Ende des Sommers 2 - 3 Mal ca. je 5 - 6 Junge. Nach wilden Verfolgungsspielen der Elterntiere an Land und im Wasser, erfolgt die Begattung. Bereits nach ca. drei Wochen Tragzeit kommen die Kleinen auf die Welt.
Die nicht einmal ein Gramm wiegenden Babys sind bei der Geburt nackt und haben geschlossene Augen und Ohren. Nach einer rasanten Entwicklung können die Jungtiere sich bereits nach 5 Wochen an Land und im Wasser selbständig ernähren und müssen nicht mehr von der Mutter gesäugt werden. Sie begeben sich dann auf die Suche nach einem eigenen Revier.

Bestand und Gefährdung

Die Wasserspitzmaus steht auf dem Speiseplan von z.B. Schleiereule, Mäusebussard, Reiher, Mauswiesel, Fuchs, Fischotter, Raubfischen und der Ringelnatter. Natürliche Feinde sind jedoch nicht der Grund dafür dass sie mittlerweile in  Deutschland auf der Vorwarnliste der Roten Liste Deutschlands steht. Vielmehr ist die Gefährdung ihres natürlichen Lebensraumes durch zunehmende Gewässerverbauung und Intensivierung der Nutzung dafür verantwortlich. Die Wasserspitzmaus ist eng an naturnahe Gewässer mit einer guten Wasserqualität gebunden. Schleswig-Holstein gehört neben Niedersachsen noch zu den Bundesländern mit dem größten Wasserspitzmausbestand. Bei uns gilt sie derzeit nicht als gefährdet.

Sammlung von Daten zu Kleinsäugern in Schleswig-Holstein

Hat die Katze eine Maus mitgebracht oder liegt auf dem Dachboden eine tote Fledermaus? Wer mithelfen möchte, die Erforschung der Verbreitung von Kleinsäugern in Schleswig-Holstein zu fördern, der kann seine Funde am besten mit Fotos (bitte mit Maßstab, von verschiedenen Seiten) weitermelden an:

Dr. Peter Borkenhagen,
Säugetierkundliche AG S.-H.
borkenhagen.sag@t-online.de,
Tel.: +49 (0) 4348 / 8825

 

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